Donnerstag, 1. Mai 2014

Mein täglicher Kampf

Es sind nun 2,5 Monate vergangen seit dem ich mein Deutsches Vaterland verlassen habe und versuche mich in einem EU-freien Raum zurecht zu finden. In der Zwischenzeit hatte ich einiges zu tun und bin somit selten zu diesem Ding hier gekommen.

Jeder Tag ist für mich eine neue Herausforderung in diesem teueren Land zu überleben, denn zur Zeit sind meine Einnahmen (die hautsächlich aus dem BaföG kommen) kleiner, als die Ausgaben. Die Studiengebühren sind zu meinem Guten nicht höher als in Deutschland zu der Zeit, als es die noch gab. Die Ausgaben, die mein Budget vernichten kommen aus der Miete für ein Zimmerlein in einer 16er WG (wovon 5 Zimmer noch frei sind) und aus der obligatorischen Krankenversicherung. Die monatlichen Kosten für diese Versicherung betragen in der Regel 300 Fr., wobei es dir darüberhinaus noch ein extrem hoher Anteil an Selbstbeteiligung bleibt. Nach langem Suchen einer passender Versicherung konnte ich durch ein Wunder letzte Woche eine Krankenversicherung für 96 Fr./Monat abschließen und dazu kommt noch eine Selbstbeteiligung von nur 100 Fr./Jahr. Ein richtiges Studentenschnäppchen! Doch selbst mit dieser gigantischen Ersparnis, bleibt meine Bilanzanalyse negativ. Demzufolge bin ich jeden Tag auf der Suche nach stabilen Einnahmequellen für Studenten. Ich hoffe, dass ich im Sommer in der vorlesungsfreien Zeit in einem Bauingenieurbüro ein Praktikum absolvieren kann. Das würde mir nicht nur Einnahmen, sondern auch notwendige praktische Erfahrungen für meine spätere Tätigkeiten und guten Eintrag in den Lebenslauf bringen. Ein Vorstellungsgespräch hatte ich bereits letzten Freitag gehabt und warte nun auf die Antwort. Ein weiteres soll am kommenden Mittwoch stattfinden.

Eines Tages vor ca. 4 Wochen als ich in der Pause auf dem Campus spazieren gegangen bin, bin ich an dem schwarzen Brett auf ein Aushang aufmerksam geworden. In dieser Anzeige ging es um die Suche nach Probanden für eine Schlafstudie an der Universität Zürich (die Nachbaruni). Bei dieser Schlafstudie musste man viele Voraussetzungen erfüllen, unter anderem nicht Rauchen, kein Alkohol und kein Kaffee trinken. Das hat mich natürlich angesprochen, da ich die Voraussetzungen sowieso erfülle und ich hab mich da anzufangen reinzulesen. Während zwei Wochen musste man diverse Nächte im Labor übernachten, zwei mal 100mg den Medikament Tolpacon zu sich nehmen und zweimal 40 Stunden wach bleiben. Kling vielleicht nach etwas Anstrengung, aber immerhin durfte man in den 40 Stunden alles machen, was man will und dafür bekäme man 1000 Fr. auf die Hand. Ich hab mir gedacht, probier ich doch mal aus und schreib ne Bewerbung, 1000 Franken würden mir jetzt wirklich nicht schaden. Letztendlich bin ich bei dieser Studie gelandet und hab sie dann innerhalb von zwei Wochen erfolgreich beendet. Doch vorgestellt habe ich mir etwas anderes, als ich letztendlich dort gemacht habe. Hier ist ein Ausschnitt davon, was die Studie an sich hatte: http://youtu.be/kJ7aLeyHezw Heute bin ich schon seit einer Woche zuhause und habe mich seit dem genug ausgeschlafen. Außer dem schnellen Geld war es auch eine spannende Lebenserfahrung aus einem mir ganz fremden Bereich. In dieser Zeit hab ich viele Menschen getroffen, mit denen ich interessante Gespräche führen und unter anderem viele gute Tipps zum Überleben in der Schweiz bekommen konnte.

Die größte Lüge, die ich je gehört habe, ist, dass Schweizerdeutsch ein deutsches Dialekt ist. Jeder, der so denkt, war noch nie in der Schweiz. Schwizerdütsch ist eben kein Dialekt, sondern eine "eigene" Sprache mit eigener Grammatik und sogar eigener Schreibweise. Dazu wird noch in jedem Kanton sein eigenes Dialekt von Schwizerdütsch gesprochen. Und manchmal unterscheiden sich die Dialekte so sehr, dass manche Kantone sich überhaupt nicht verstehen, wenn sie in ihrem Dialekt sprechen. Manchmal klingt Schwizerdütsch für mich ziemlich lustig, sodass ich mich extrem vor Lachen halten muss, um den Sprechenden nicht zu beleidigen. Aber manchmal ist es nicht mehr lustig, wenn jemand einen guten Witz reist und alle sich tot lachen, während du dabei kein Wort verstanden hast. Jedenfalls ist mein Leben hier durch diese weitere Herausforderung nicht langweilig und wer weiß, viellicht werde ich irgendwann mal selber in Schwizerdütsch Geschichten erzählen, ohne, dass ich es merke :D