Mittwoch, 5. März 2014

Auf der Suche nach einem WG-Zimmer

Wenn mir jemand Grußkarten, Briefchen oder Essenscontainer mit Nahrungsration für einen Monat zuschicken möchte, meine neue Adresse lautet wie folgt:

Alexander Gomer
Wohnung 110
Cäsar-Ritz-Strasse 1
8046 Zürich
Schweiz

Aber selbstverständlich nehme ich auch sehr gerne und sehr herzlich spontane und geplante Besucher auf! ;)

Wie schon gesagt, habe ich die letzten zwei Wochen damit verbracht, mir eine Unterkunft für die nächsten 2-3 Jahre in Zürich zu finden. Während ich die ersten Vorlesungen besucht habe, habe ich jede Menge von Inseraten durchgesucht, Menschen angerufen und Besichtigungstermine ausgemacht. Gleichzeitig habe ich mich noch um meine Immatrikulation an der ETH, die noch offen stand, und andere spannende bürokratische Angelegenheiten gekümmert. Direkt in den ersten Tagen wurde mir ein Eindruck von einer sehr teueren Stadt hinterlassen. Die teueren Preise in den Geschäften, die hohen Mieten und Parkgebühren haben meine Beziehung zu Geld etwas sensibilisiert, sodass ich sogar in eine Art von Panik geraten bin. Bei der Wohnungssuche habe ich mir die maximal niedrige Mietkosten als erste Priorität gesetzt. Doch dann sind in meinem Leben innerhalb einer Woche merkwürdige Dinge widerfahren, auf die ich einerseits wenig Einfluss hatte. Zuerst habe ich mein Auto mit einem Strafzettel von CHF 40 vorgefunden, weil ich die Parkscheibe falsch eingestellt habe. Entweder habe ich das Ding zu selten benutzt und vergessen wie man damit umgeht, oder mein Kopf war zu voll mit Gedanken, als ich mein Auto abgestellt habe. Diese unnötige Strafe hat mich sehr stutzig gemacht, denn ich habe mir ja eigentlich vorgenommen ein jeder Ecke zu sparen, wo ich nur konnte. Doch dann am übernächsten Tag ist mir früh am morgen unterwegs zur ersten Vorlesung auf einer Landstrasse "tief" in der Schweiz das Auto kaputt gegangen. Ein Zylinder ist ausgefallen, weil eine Zündkerze mit Öl vollgelaufen und kaputt gegangen ist. Glücklicherweise haben drei andere Zylinder noch funktioniert, und ich langsam aber sicher zurück nach Deutschland zur ersten Werkstatt geschafft habe und zumindest die ADAC-Kosten gesparrt habe. Dennoch haben mir die Reparaturkosten um die 450 € gekostet. Paar Tage später bin ich auf der gleichen Landstrasse von der Kantonspolizei angehalten worden, weil ich 21 km/h zu schnell gefahren bin und eine Strafe von CHF 590 zahlen musste. Offenbar habe ich mich zu der allgemeinen 80-Begrenzung außerorts noch nicht gewöhnt, denn ausgeschildert ist es nirgendwo.

Spätestens an diesem Punkt war meine Geduld zu Ende und ich begann, über meine Lage nachzudenken. Mir ist bewusst geworden, dass ich mich in der Angst vor der möglicherweise teuersten Stadt der Welt zu sehr auf Geld und meine Ersparnisse abgestützt und dabei vergessen habe, wer der wahre und der einzige sichere Fundament in jeder Lebenssituation ist. Durch diese Erfahrung haben meine Prioritäten sich wieder umpositioniert und die Wohnungsentscheidung ist leichter gefallen. Insgesamt habe ich in dieser Zeit 7 Zimmer geschafft zu besichtigen, wobei die Besichtigungen einer WG-Zimmer eher darauf spezialisiert sind, dass nicht du die Wohnung besichtigst, sondern die restlichen WG-Bewohner dich besichtigen und sich später für einen der Interessierten entscheiden. Während dieser Prozedur habe ich eine ganze Reihen von unterschiedlichen Leute getroffen und unterschiedlicher WG-Atmosphäre gesehen. Die meisten haben mich aber nicht wirklich angesprochen. Manchmal habe ich mich gefragt, ob ich es wirklich schaffe, der niedriger Miete wegen meine Mitbewohner über die Dauer zu ertragen. Doch letztendlich habe ich ein Mietvertrag unterschrieben, dessen Zimmer ich davor nicht mal gesehen habe und die Mitbewohner nicht kannte. Dass es sich um einen nagelneu fertig gestellten Studentenwohnheim in einer guten Lage und mit relativ günstigen Mietkosten handelt, hat mir gereicht, um die Entscheidung zu treffen.

Unten ist ein Bild von meinem schönen Wohnheim beigefügt. Mein Zimmer ist direkt vorne in der ersten Etage an der Ecke mit zwei Fenster. Über den Flur habe ich sogar einen privilegierten Zugang zu einer riesigen Balkone direkt vor meinem Fenster. Die Lage ist ziemlich am Stadtrand, der Campus lässt sich aber gut erreichen. Leider ist es aber etwas lauter als erwartet wegen der anliegenden Autobahn und regelmäßig aufsteigender Flugzeuge über dem Haus. Doch langsam gewöhne ich mich an die Lautstärke und bin extrem zufrieden mit dem, was ich hab, denn mehr gibts eigentlich nichts mehr zu beklagen. Heute hatten wir unser erstes WG-Meeting, wo ich endlich mal alle meine 10 Mitbewohner kennengelernt habe. Und ich muss sagen, ich bin schon langsam stolz auf unsere "kleine" Wohnung, welche gerade beginnt sich zu organisieren, denn von allen Leuten habe ich sehr guten Eindruck :)

WOKO Studentenwohnheim Cäsar-Ritz-Strasse

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